Wer hat’s erfunden? Also das Camping könnte man behaupten die Holländer. Auf jeden Fall stellen sie es nun wieder auf den Kopf. Sie bringen ein Zelt nach Europa, das mit der klassischen Vorstellung von dem Gestell aus Plane, Gestänge und Heringen nicht mehr viel zu tun hat. Das niederländische Unternehmen Luxetenten produziert und vertreibt Safarizelte im Stile seiner südafrikanischen Vorbilder. Die geräumigen Zelte bestehen typischerweise aus einem wetterbeständigen Leinenstoff sowie einem festen Holzboden und Rahmen. Ihr großzügiger Innenraum setzt dem Luxus keine Grenzen. Himmelbetten, Regenduschen und Whirlpools sind keine Seltenheit.
Herr Damen, Sie sind Gründer und Eigentümer von Luxetenten. Wie sind Sie darauf gekommen luxuriöse Safarizelte zu bauen und zu verkaufen?
Patrick Damen: Ich habe das Unternehmen Luxetenten 2009 zusammen mit meinem Geschäftspartner Leon Juffermans gegründet. Wir haben ein Bild von einem Safarizelt aus Südafrika entdeckt und ich meinte zu Leon: „Hey, stell dir diese Art von Zelt auf einem Campingplatz in Europa vor… ein Zelt mit eigenem Bad, mit guten Betten, guten Matratzen… das ist Urlaub!“ Er war nicht gleich überzeugt, aber ich erarbeitete einen Grundriss und wir schalteten eine Anzeige in einem B2B-Magazin. Gleich der erste Kunde, der antwortete, kaufte 38 Zelte.
Und was haben Sie davor gemacht?
Patrick Damen: Ich habe im Marketing und Sales eines Mobilfunkanbieters gearbeitet. Dementsprechend hatten wir wenig Erfahrung. Am Anfang haben wir unsere Jobs behalten, aber schon nach dem zweiten Kunden haben wir uns voll und ganz Luxetenten gewidmet. Wir hätten nie erwartet, dass es sich so entwickeln würde. Es ist wirklich verrückt. Im ersten Jahr haben wir 50 Zelte verkauft, jetzt sind es 750.
Waren Sie zuvor auch schon ein Campingfan?
Patrick Damen: Ja, ich liebe Camping. Das ist wirklich meine Art Urlaub zu machen. Es ist leicht mit anderen in Kontakt zu kommen und die Kinder sind beschäftigt. Ich habe zwei Kinder. In der Vergangenheit sind wir immer zum selben Campingplatz gefahren und haben unseren Caravan dagelassen. Aber nach sieben Jahren möchte man mal etwas anderes ausprobieren.
Was würden Sie, als erfahrender Camper, sagen: Was hat ein Safarizelt mit einem gebräuchlichen Zelt gemeinsam?
Patrick Damen: Den direkten Zugang zur freien Natur. Wenn es regnet, kann man die Regentropfen auf dem Zeltdach hören. Es passt einfach auf einen Campingplatz. Man kann es sehr schön in die Natur einbetten. Man kann damit spielen. Ich denke, es ist natürlicher.
Sind alle Safarizelt von Luxetenten gleich oder berücksichtigen Sie individuelle Kundenwünsche?
Patrick Damen: Als allererstes hören wir uns die Bedürfnisse unserer Kunden an. Was passt auf ihren Campingplatz? Wie viele Personen sollen im Zelt Platz finden? Vier oder Acht? Das macht einen wesentlichen Unterschied in der Größe. Wollen sie richtigen Komfort anbieten? Dann integrieren wir einen Geschirrspüler, einen Fernseher oder eine Klimaanlage. Manchmal haben Kunden den Winter über Zeit und bauen den Boden selbst, dann liefern wir nur das Zelt. Wir sammeln ihre Wünsche und machen dann einen Plan. Jeder Kunde möchte seine Zelte zu etwas Besonderen machen.
Also, ist alles möglich? Sie bietet alles an, von der Zeltwand bis zum Dekokissen?
Patrick Damen: Ja, wir bieten das komplette Paket. Beleuchtung, Styling, Elektroinstallation, Möblierung, Matratzen, Grill oder Kissen… der Kunde entscheidet. Wir möchten, dass es ein perfektes Projekt für unsere Kunden wird, so dass ihre Gäste es lieben. Wenn du deinen Gästen einen extra großen Fernseher in deinem Zelt bieten möchtest, kein Problem!
Sie bauen auch maßgeschneiderte Safarizelte für Vacansoleil. Wodurch zeichnen sich die Vacansoleil Zelte aus?
Patrick Damen: Für Vacansoleil haben wir zum Beispiel das Innenzelt geändert. Wir haben größere und mehr Fenster eingefügt. Das wirkt sehr schön. Selbst, wenn das Zelt geschlossen ist, kommt viel Licht hinein. Außerdem haben wir das Vordach vergrößert. Es ist nun 2,5 Meter lang. Auch wenn es regnet, kann man gemütlich draußen am Tisch essen oder auf der Lounge Couch entspannen. Zudem gibt es im Zelt ein extra Bett für Kinder. Dieses ist wie ein kleines Baumhaus angelegt. Oben kann man schlafen und darunter spielen. Vacansoleil hat sich außerdem für eine 2,10 lange Matratze, einen großen Kühlschrank, eine Mikrowelle und vieles mehr entschieden.
Ein Safarizelt besteht aus viel Holz und Stoff. Wie sicher und haltbar ist das verwendete Material?
Patrick Damen: (Steht auf und holt ein Stück Zeltstoff. Zückt ein Feuerzeug und hält es an den Stoff. Der Stoff sengt kurz an, doch die kleinen Flammen ersticken sofort. Nun hält er das Feuerzeug an den nächsten Holztisch. Nichts passiert.) Reicht das als Antwort?… (lächelt) Spaß beiseite: Für die Zeltwand benutzen wir eine Reihe von TenCate Canvas Fabrikaten. Wir verarbeiten zum Beispiel ein Material namens Camp Shield. Das wird auch von der Feuerwehr verwendet und die US-Armee stellt daraus ihre Uniformen her. Es ist feuerfest und geprüft. Alles, was wir tun, ist getestet. Auch das PVC für das Dach verfügt über ein M2 Label, das für Feuerfestigkeit steht.
Wie fällt das Feedback für Ihre Zelte aus? Wie kommen sie bei Gästen und Campingplatzbesitzern an?
Patrick Damen: Der Großteil des Feedbacks ist positiv. Gäste genießen es sehr. Wenn sie negative Erfahrungen machen, dann meist aufgrund schlechten Wetters. Ansonsten lieben sie es. Aber man muss aufpassen. Nicht alle Safarizelte sind gleich. Bei manchen Anbietern sitzt man vielleicht auf Plastikstühlen und schläft auf 10 Zentimeter Matratzen. Alle nennen es Glamping, aber das ist es nicht immer. Es gibt viele Safarizelte und auch viele Unterschiede.
Und die Campingplatzbesitzer? Was ist deren Feedback?
Patrick Damen: Fast jeder Campingplatzbesitzer, der dieses Jahr kauft, kommt nächstes Jahr wieder. Und manchmal melden sie sich schon nach ein paar Monaten und wollen weitere Zelte bestellen, weil sie komplett ausgebucht sind. Außerdem beobachten sie, dass eine andere Zielgruppe ihre Campingplätze besucht – Gäste, die sonst einen Hotel- oder All inclusive Urlaub buchen.
„Glamping“ eine Kombination aus den Wörtern „Glamorous“ und „Camping“ gilt als einer der Tourismus Trends der letzten Jahre. Was bedeutet Glamping für Sie?
Patrick Damen: Glamping ist für mich ein Gesamtpacket. Es steht für einen Urlaub in dem ich gut schlafen kann, mein eigenes Badezimmer und viel Platz habe. Ich liebe Platz, auch den Platz draußen. Ich möchte nicht die ganze Zeit sehen, was mein Nachbar treibt. Glamping endet auch nicht nur bei unserem Safarizelt auf dem Campingplatz. Es beginnt mit den kleinen Dingen: Begleitet mich das Personal nach dem Einchecken zu meiner Unterkunft? Erwartet mich als kleines Willkommensgeschenk eine Flasche Wein im Zelt? Es geht um Aufmerksamkeit und Service. Das ist nicht leicht, da auf einem Campingplatz immer viel los ist. Aber versucht Euren Gästen auch das Gefühl von Glamping zu geben. Macht es zu etwas anderem als Camping.
Haben Sie schon einen Ihrer privaten Urlaube in einem Safarizelt verbracht?
Patrick Damen: Ja, meine Familie und ich sind nach Kroatien gereist, auf den Campingplatz Bi-Village. Wir haben mit einer Woche gestartet und dann auf zwei Wochen verlängert. Meine Kinder haben es geliebt. Es war ein wirklich schöner Urlaub. Natürlich ist die Erfahrung mit einem Safarizelt nichts Neues für uns. Ich sehe die Zelte jeden Tag. Aber während der 14 Tage haben bestimmt rund 40 Leute an unsere Tür geklopft und meinten: „Darf ich mal reinschauen? Oh, das ist ja toll. Vielleicht nächstes Jahr…“